Entzünde ein Licht

Über Leben in der Wilmersdorfer Scheunenkirche

von Dietrich von Buch

 

Es ist besser ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu schimpfen, sagt ein indisches Sprichwort. Kirchenräume führen auf den kleinen Dörfern unserer Region meistens ein Schattendasein. Es fehlt das Leben vergangener Zeiten, in denen sie Zufluchtsorte der Besinnung und des Stillwerdens in einer Gemeinschaft gleich gesinnter Menschen waren. Gebaut wurden sie als Orte des Mutes, des Trosts und neuer Ideen.

Still ging es auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins Scheunenkirche Wilmersdorf e. V. am 20. Juni 2022 nicht zu. Der bisherige Vorstand wollte sich aus persönlichen Gründen zurückziehen, und so wählten die versammelten Mitglieder Dietrich von Buch, Barbara Pulfer und Beate Scherenberg in den Vorstand. Dabei steht Letztgenannte für Kontinuität der bisherigen Arbeit und für die Finanzen.

Die Scheunenkirche, erst im Jahr 2000 saniert, zeigt geschätzte Schäden im Wert von 350.000 €. Im Jahr 2006 waren es lediglich 120.000 € veranschlagte Baukosten für dringende Sanierungsarbeiten. Trost, Mut und neue Ideen sind dringend erforderlich. So sieht der neue Vorstand zwei wesentliche Aufgaben: Das Machbare umzusetzen und Leben in die Kirche zu bringen.

Die Sturmschäden am Dach aus dem Frühjahr waren gerade beseitigt, da begann die Erneuerung des Fußbodens im kleinen Raum, der für die Christenlehre genutzt werden soll.

Und wo wir schon einmal losgelegt hatten, wurde der Wunsch nach einer neu geweißten Altarwand laut. Vier Stunden, zehn Kirchenfreunde, zwei Eimer Farbe und ein sonniger Samstag ließen zusätzlich die Kanzelwand und die rußige Rückwand in neuem Weiß erstrahlen. Im Tun wurde schnell klar, was wir noch alles aus eigener Kraft würden erledigen können: Fenster reparieren; Lüftungsnetze vor den Fenstern anbringen, damit Dauerlüftung dem Schwamm die Feuchtigkeit entzieht; die Seitenwände weißen; Glaser- und Lackierarbeiten an Fenstern und Türen vornehmen.

Wertvoll ist, dass uns der örtliche Zimmereibetrieb mit Rat und Tat zur Seite steht und wir u. a. Maler und Installateure im Team haben, die sich gerne einbringen. Auch erste Nutzungserweiterungen stehen zur Debatte. Durch Kultur und Bildung wird jenseits von Schwamm, Holzwürmern und Marder hoffentlich sehr bald neues Leben regelmäßig in das Kirchengebäude einziehen. Der Dialog ist eröffnet. Und es tut gut, dass auch seitens Pfarramt und GKR der Lichtschein des Aufbruchs mit getragen wird.

Es ist aktuell ein gutes Miteinander aus Dorf, Kirche und Einwohnern zu erleben, aus dem noch sehr viel erwachsen will. Ein erstes Lichtlein ist entzündet. Die Zeit scheint reif zu sein, das alte Gebäude wieder mit Leben zu füllen. Und im Tun werden wir erfahren, welche Grenzen wir noch überwinden können. → scheunenkirche.de

Foto: Schünemann